Garten des Gedenkens, Marburg 2022/23

Im September 1897 wurde in Marburg eine große neue Synagoge in der Universitätsstraße eingeweiht. Sie wurde von dem Architekten Wilhelm Spahr im neoromanischen Stil entworfen und bot 230 Männern und 175 Frauen Platz. Spahr war in der Region sehr bekannt, verantwortlich für viele Bauten und ein engagierter Denkmalpfleger. Doch nur 41 Jahre nach ihrer Einweihung wurde die Synagoge am 11. November 1938 bei den Novemberpogromen niedergebrannt. Das Grundstück wurde von der Universität übernommen, ging aber nach 1945 in den Besitz des Landes Hessen über. Am 10. November 1963 wurde auf Druck der Studierenden an der Stelle ein Gedenkstein eingeweiht. Bei den 2008 begonnenen Ausgrabungen wurden die Fundamente der Synagoge freigelegt, und heute befindet sich auf dem Gelände der sogenannte Garten der Erinnerung, eine Art Land-Art-Mahnmal, das 2012 eingeweiht wurde. Eine Betoneinfassung umrahmt die Umrisse der zerstörten Synagoge, und durch ein in den Boden eingelassenes Glasfenster kann man Teile der Mikwe sehen. Ebenfalls in die Erde eingelassen sind Glaskästen, in denen Zitate eingelassen sind. Diese werden regelmäßig ausgetauscht – zur Erinnerung und um zu zeigen, wohin Antisemitismus führen kann.
2022 wurden neue Zitate eingelassen. Nachdem Zeitzeug:innen, Theolog:innen, Schüler:innen, die freiwillige Feuerwehr und viele andere Akteure der Marburger Stadtgesellschaft in den Zettelkästen zu Wort gekommen waren, wurde 2022 die Frage gestellt: Konnten die Zettelkästen einen Dialog über den Ort und seine Geschichte anregen? Kurz, ist der Garten des Gedenkens von einer Leerstelle zu einem vitalen, selbstverständlichen und wichtigen Teil Marburgs geworden?
Befragt wurden u.a. die Jüdische Gemeinde Marburg, Nachfahren Marburger Juden und Susanne Urban.
Das Ergebnis: in den Kästen und hier: Garten des Gedenkens

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