MIA Hessen stellt sich vor, 8.12.2023, Wiesbaden

MIA Hessen ist der Kurzname der „Melde- und Informationsstelle Antiziganismus Hessen“. Sie wird getragen vom hessischen Landesverband des Verbands Deutscher Sinti und dem Frankfurter Förderverein Roma. Bei der Meldestelle können Vorfälle von antiziganistischer Diskriminierung gemeldet werden. Betroffene werden beraten. Mehr Informationen: https://hessen.antiziganismus-melden.de/
Joachim Brenner vom Förderverein Roma e.V. in Frankfurt unterstrich, wie viel Diskriminierung Roma und Sinti erleben müssten und wie wenig Sensibilität es gebe.
Ricardo Strauß vom Landesverband der Sinti und Roma Hessen betonte die Relevanz der communitybasierten Beratung. Er erinnerte an die jahrzehntelange Bürgerrechtsarbeit der Sinti und Roma. Guillermo Ruiz vom Bundesverband MIA erläuterte die Erfassung, die Dokumentation und wie wichtig der Datenschutz sowie die Anonymisierung der erfassten Vorfälle sei.  Mehmet Daimagüler, Antiziganismus-Beauftragter der Bundesregierung, sagte, Organisationen von Minderheiten machten Deutschland „insgesamt zu einem anständigeren Land“. In Zeiten, in denen die Demokratie bedroht sei, seien Roma „existenziell bedroht“. „Wir müssen in diesen Abgrund blicken“, formulierte Daimagüler mit Blick auf MIA Hessen. Zugleich blickte er Richtung RIAS Hessen und versicherte die jüdische Community der Solidarität infolge des rasant angestiegenen Antisemitismus nach dem 7.10.2023. Dieser warmherzigen und offenen Solidarität begegnete Susanne Urban von RIAS Hessen mit den Worten: „Die Meldestelle Antiziganismus Hessen ist sozusagen unsere Schwester. Antiziganismus ist wie Antisemitismus nicht einfach eine Unterkategorie von Rassismus oder nur Teil gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Antiziganismus und Antisemitismus sind eigenständige Phänomene, die sich seit Jahrhunderten in Europa und darüber hinaus manifest verankert haben. Und ja, sie können sich verschränken mit Rassismus oder Sexismus, aber sie bleiben trotzdem eigene Phänomene. Und wir erleben gegen beide Communities gerichtete Holocaustleugnung und -relativierung. Beide zielen auf Ausgrenzung, Isolation, Entrechtung, Diskriminierung, Kenntlichmachung des vermeintlich Anderen. Wir wissen um die Shoah an Jüdinnen und Juden Europas und den Porajmos an europäischen Roma und Sinti. Nach dem Ende Nazi-Deutschlands waren weder Antisemitismus noch Antiziganismus verschwunden. Die Phänomene äußerten sich, waren offensichtlich, sie blieben präsent, nicht nur subkutan oder verschämt, sondern von den Rändern bis hinein in die Mitte der Gesellschaft.“ Sie endete mit dem Versprechen: „Wir werden uns in Zukunft eng mit MIA Hessen verzahnen – wir werden uns sicherlich über Arbeitsmethoden, Datenbanken, die Dokumentation von Vorfällen, die Beratung oder die Auswertung für einen Jahresbericht austauschen. Von Antisemitismus Betroffene und von Antiziganismus Betroffene sind nicht allein, und die Mitarbeitenden in den Meldestellen auch nicht. Sie sind in Bundesverbände eingebettet und einander zugewandt. Wir von RIAS Hessen freuen uns darauf, mit MIA Hessen Veranstaltungen zu konzipieren. Vielleicht ließe sich mal eine Fortbildung für Polizeischülern gemeinsam gestalten. Wir könnten uns gemeinsam bei Oberbürgermeistern großer Städte präsentieren. Wir werden definitiv nach außen zeigen, dass wir solidarisch sind. Und wir werden auch die Finger in die Wunden legen, denn Antisemitismus und Antiziganismus haben eben leider doch einen Platz hierzulande, auch in Hessen. Und wir werden die Gesellschaft aufklären über die Phänomene und sorgsam darauf achten, dass die Betroffenen bei uns einen Schutzraum haben, den sie woanders manchmal nicht finden.“

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PM MIA Hessen

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