Gemeinsam gegen Antisemitismus und Antiziganismus, für Betroffenenperspektiven und Solidarisierungen! Unter diesem Motto präsentierten sich am 21. September 2023 ab 18:30 Uhr die Melde- und Dokumentationsstelle für menschenfeindliche Vorfälle in Rheinland-Pfalz (m*power), der Bundesverband der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) und die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus Rheinland-Pfalz (MIA-RLP) im Haus des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz in Mainz. Antisemitismus und Antiziganismus – zwei Phänomene, die sich sehr unterschiedlich äußern und einen erheblichen Einfluss auf das Leben von betroffenen Menschen haben. Nicht zuletzt stellen beide Phänomene, ebenso wie Rassismus oder Sexismus, eine Gefahr für unsere demokratische und pluralistische Gesellschaft dar. Jessica Andel als Mitarbeiterin von m*power stellte ihre Arbeit und die Vorfallsannahme vor. (https://www.mpower-rlp.de/) Tanja Kinzel vom Bundesverband RIAS präsentierte die Arbeit von RIAS, fächerte die Vorfallszahlen 2022 und die Phänomenbereiche ebenso wie die Orte, an denen Antisemitismus stattfindet auf. Sie stellte einige Fälle aus Rheinland-Pfalz vor und verwies auf die Bildungsaktivitäten. Andra Draghiciu unterstrich als Projektleitung von MIA Rheinland-Pfalz mit gut gemachten Kurzfilmen, wie sie das Phänomen Antiziganismus erklären und Menschen dazu bewegen wollen, Vorfälle zu melden (https://www.antiziganismus-melden.de/ueber-uns/). Die Brüder Christoph und Silvio Georg aus Mainz berichteten im Anschluss über ihre persönlichen Erfahrungen mit Antiziganismus – bewegende Einblicke, die zeigen, wie tief dieses Denken in der Gesellschaft verwurzelt ist. Steve Landau von der Jüdischen Gemeinde Wiesbaden verwies darauf, dass in Schulen „Du Jude“ eines der meist verwendeten Schimpfworte ist und wie viel Unwissen es gebe – ebenso wie offenen und virulenten Antisemitismus. In der sich anschließenden Podiumsdiskussion wurde deutlich, dass die Angst bei den Minderheiten in dieser Gesellschaft groß ist – so groß, dass in den Familien diskutiert wird, wann man gehen müsse.Alle Beteiligten wünschten sich, dass Familien ihre NS-Vergangenheit offen ansehen würden, denn oftmals tragen sich Stereotype durch Generationen hindurch. Antisemitismuskritische Bildungsarbeit und Aufklärung über Antiziganismus auch gerade in Behörden und Ämtern sei wichtig. Was die rund 35 Teilnehmenden besonders bewegte, war die Angst, die sich aufstaut bei den Minderheiten – und dass das Vertrauen in die Mehrheit erodiert. Susanne Urban (RIAS Hessen), die den Abend moderiert hatte, danke insbesondere den Personen, die aus ihrer persönlichen Perspektive berichtet hatten. Sie geben den Zahlen und Statistiken ein Gesicht und eine Stimme.