Studie des RIAS Bundesverbandes zu polizeilicher Erfassung antisemitischer Straftaten.
Antisemitische Straftaten in der Polizeistatistik. Ergebnisse des Projekts „Austausch von Polizei und Zivilgesellschaft zu Antisemitismus (APZAS)“
Eine neue Studie des Bundesverbands RIAS untersucht die polizeiliche Erfassung von antisemitischen Straftaten. Die Ergebnisse zeigen deutliche Leerstellen in der Erfassung und Statistik antisemitischer Hasskriminalität. Bundesverband RIAS Geschäftsführer Benjamin Steinitz fordert deshalb mehr Sensibilisierung und einen engeren Austausch zwischen Polizei und Zivilgesellschaft. Die RIAS-Meldestellen erreichen regelmäßig Berichte von Betroffenen über mangelnde Sensibilität bei der Anzeigenerstattung. Der antisemitische Charakter einer Straftat wird bisweilen nicht berücksichtigt oder Betroffene stellen erst gar keine Anzeige. Deshalb hat das Forschungsprojekt „Austausch von Polizei und Zivilgesellschaft zu Antisemitismus (APZAS)“ seit 2022 untersucht, wie einheitlich und mit welchem Verständnis antisemitische Straftaten polizeilich erfasst werden und inwieweit die Perspektiven Betroffener berücksichtigt werden. Die Ergebnisse wurden jetzt erstmals veröffentlicht. Grundlage waren Interviews mit Expert:innen von Polizei, Justiz, Wissenschaft und Zivilgesellschaft sowie die Auswertung polizeilicher Statistiken. Die Ergebnisse liefern wichtige Impulse für Forschung, Ausbildung und Praxis. Zudem zeigt sich, dass die Aussagekraft polizeilicher Statistiken über das Ausmaß von antisemitischen Straftaten stark begrenzt ist. Das zeigt auch den Bedarf an regelmäßigen Dunkelfeldstudien auf. Die Studie zeigt, dass nicht immer alle Formen von Antisemitismus – etwa israelbezogener Antisemitismus – von Polizist:innen erkannt werden. Die Sensibilisierung der Polizei für das Thema ist uneinheitlich, oft fehlt es auch an Erfahrung mit dem Themenfeld. Betroffene von Antisemitismus erleben den Kontakt mit der Polizei mitunter als wenig unterstützend oder frustrierend.
RIAS Hessen ist froh über den engen Austausch mit den Sicherheitsbehörden des Landes Hessen und der Hochschule für öffentliches Management und Sicherheit (HöMS). Nur über diesen Austausch greifen Perspektivwechsel und wachsen Verständnis für Bedarfe sowie antisemitische Erfahrungen.