Jahresbericht RIAS Hessen
Kategoriensystem Antijudaismus
Antijudaismus ist im Gegensatz zum modernen Antisemitismus in erster Linie religiös motiviert und äußert sich in abwertenden Zuschreibungen gegenüber der jüdischen Religion. Beispielsweise fallen darunter Äußerungen, die Jüdinnen und Juden des Mordes an Kindern beschuldigen. Dies geht wiederum auf die Ritualmordlegenden aus dem Mittelalter zurück, in der Juden und ganze jüdische Gemeinden beschuldigt wurden, vermeintlich rituelle Morde an christlichen Kindern zu begehen. Diese Legenden führten zu Pogromen, Massakern und Vertreibungen jüdischer Gemeinden. Antijudaismus findet sich auch in Zuschreibungen, die Praktiken des Judentums wie die Beschneidung männlicher Neugeborener (Brit Milah) und das rituelle Schächten von u.a. Kühen (Sch‘chita) als „archaisch“ oder „barbarisch“ einstufen. Zudem konstruiert antijudaistischer Antisemitismus immer wieder Bilder eines alttestamentlichen „Rachegottes“, die mit entsprechenden Zuschreibungen von Jüdinnen und Juden als rachsüchtig und hinterlistig korrespondieren. Auch die Vorstellung von Juden oder Jüdinnen als Verräter:innen fußt auf antijudaistischen Traditionen („Judas“).